Als Beifahrer hatte ich meinen Sohn an Bord, der mehr arbeiten musste, als er sich das vorgestellt hatte. Dadurch hat er aber auch ein wenig Blut geleckt und wird bei zukünftigen Fahrten gerne mitkommen.
Am Freitag kamen die Teilnehmer nach und nach im Gasthof „Rose“ an, haben sich im Biergarten zusammengesetzt, kalte Getränke und ein Abendessen genossen und sich schon sehr rege über alles Mögliche ausgetauscht.
Das Training startete am Samstag mit dem theoretischen Teil. Die verschiedensten Themen wie "Was ist Was im Bereich der Vorderachse?", Vorbereitung auf das Offroad-Fahren, Bergetools, Bergauf- und Bergabfahren, Schrägfahren, Winschen, Wasserdurchfahrten etc. wurden ausgiebig besprochen, Fragen beantwortet und Bergetools bzw. Werkzeug vorgestellt und herumgegeben, damit man das zumindest mal gesehen hat.
Nach dem Mittagessen ging es dann an den praktischen Teil im Offroad-Park. Die zehn Teilnehmer wurden in zwei Gruppen unterteilt und führten mit je drei Trainern dann die unterschiedlichen Übungen durch. Die andere Gruppe, in der @Blackhawk mitfuhr, bestand aus 5 kurzen Wrangler (TJ, 2 JK, 2 JL). In unserer Gruppe waren ein Renegade Trailhawk, ein Compass 4xe Trailhawk, ein Commander, ein weiterer JLU (Rubicon, von @alex) und wir, ebenfalls JLU (Sahara). Mit Harry, Hans und Christian hatten wir 50+ Jahre Offroad-Erfahrung im Trainerteam. Das zu toppen ist schwierig, die drei sind einfach super.
Gestartet wurde mit Anfahrten am Hang und den danach folgenden Abfahrten, mit jedem Durchgang wurde die Schwierigkeit erhöht, der Park hat genügend Hänge in allen Schwierigkeitsstufen. Abfahrten mit und ohne Bergabfahrtshilfe, wobei mir ohne lieber ist, da man dann mehr Kontrolle hat. Der Beifahrer konnte auch nicht ungestört mit dem Handy spielen, da er aus dem Fenster schauen und den Abstand zu Hindernissen auf der rechten Seite ansagen musste.
Überrascht war ich dann doch davon, was die "kleinen" Jeeps leisten können. Weniger Bodenfreiheit hat sie zwar etwas öfter aufsetzen lassen, weniger Verschränkung hat öfter mal ein Rad in die Luft gebracht, Straßenreifen haben früher den Grip verloren, aber grundsätzlich haben sie alle Hindernisse überwunden und mussten nie außen rum fahren.
Mehr als 32° Neigung hatten wir dann aber weder in den Auffahrten noch in den Abfahrten.
Hier kam auch zum ersten Mal eine Winde zum Einsatz, da der Renegade plötzlich mit einem Rad in der Luft in einer sehr prekären Position zwischen Gipfelplateau und Hang stand und mit der Winde gesichert wurde, um ein "den Hang runterrollen" zu vermeiden.
Im Wald ging es darum, enge Kurven zwischen den Bäumen zu fahren, ohne die Bäume oder das Auto zu beschädigen. Da war der Renegade klar im Vorteil, aber mit ein, zweimal vor, zurück und wieder vor hat sich auch der lange JLU und ebenfalls der Commander mit dem längeren Überhang hinten gut geschlagen. Hier musste der Beifahrer auch mal raus und einweisen.
Die folgenden Verschränkungsfahrten auf den Buckelpisten waren bis auf das Aufsetzen zwischendurch problemlos. Der Beifahrer musste immer mal wieder aus dem Auto raus und (mit dem Trainer) die optimale Linie finden.
In diesem Bereich musste das zweite Mal ein Auto aus unserer Gruppe gewinscht werden, da es sich festgefahren hatte und nicht mehr vor und zurück kam. Aber als JLU Rubicon bekam er auch immer die schwersten Linien und einmal wurde es hier dann zu schwierig für ihn.
Hier haben wir dann auch eine Schrägfahrt gemacht und geschaut, wie 25° von außen aussehen (popelig einfach) und wie sie sich im Auto anfühlen (jetzt kippen wir ganz sicher). Wie immer, gibt der Fahrer auch hier früher auf als der Jeep.
Dann kam eine Brücke, die aus zweimal je drei verschraubten Rundbalken im Abstand von 1,8 bis 2 Metern bestand. Hier musste der Beifahrer den Fahrer sicher rüberbringen.
Dann eine weitere Verschränkungs- oder Buckelpiste. Doch während es sich bei den ersten noch um Schotterpisten gehandelt hat, waren es hier Steinplatten, die in allen möglichen Größen rumlagen. Erst wurde aber noch eine Steilkurve durchfahren, mehr als 25° gab es aber auch hier nicht.
Was der Hybrid-Compass dann in der Buckelpiste geleistet hat und wie oft er nur auf drei Rädern fuhr, war wirklich unglaublich. Ca. 20° bergauf und dabei ein Rad in der Luft war schon beeindruckend. So beeindruckend, dass sowohl der Commander als auch der Renegade nicht mehr wollten und lediglich @alex und wir noch hinter dem Kompass her sind. Auch hier "durfte" mein Sohn raus aus dem Auto und mich einweisen. Etliche Aufsetzer, die teilweise knapp vor dem Steckenbleiben waren, später waren wir aber sicher durch. Danach musste das zweite Mal ein JLU aus unserer Gruppe gewinscht werden, da er mit allen vieren in der Luft auf einem Buckelgipfel festsaß. Zu seiner Verteidigung: Er hatte keinen Beifahrer, der ihm die einfachen Linien gezeigt hätte und die Trainer haben ihn immer die schwierigsten Linien fahren lassen.
Hier gesellte sich dann die zweite Gruppe zu uns und in der Steilkurve wurde noch ein Gruppenfoto mit allen Teilnehmerfahrzeugen und allen Teilnehmern gemacht. Damit wurde der erste Tag beendet.
Der zweite Tag war Freies Fahren und die Trainer waren vor Ort, um zu helfen und selbst auch ein wenig zu fahren.
Ich hatte das Glück, dass Stefan, der Organisator und einer der Trainer, sich unser erbarmt hat und mit uns knappe zwei Stunden durch den Park gefahren ist, auf Strecken, die wir uns alleine einfach nicht getraut hätten. Er musste dann los, weil er Hochzeitstag hatte und seine Frau sich über seine Anwesenheit zuhause sehr gefreut hätte. Aufgrund der noch zurückzulegenden Entfernung wollten wir nur noch ein paar Fotos machen und dann auch los. Der Stein, den die anderen Wrangler für ihr Verschränkungsfoto genutzt haben, ist mein JLU Sahara mit nicht ausgehängten Stabis aber nicht hochgekommen ohne die wunderschöne EU-Fussgängerschutz konforme Plastikstoßstange kaputtzumachen.
Wir haben uns einen anderen Stein gesucht, das Bild zeigt aber wenig Verschränkung, lediglich einen schräg stehenden Wrangler. @alex hat dort nach uns ein Foto gemacht, ich denke, sein Bild zeigt den Unterschied von normalen Stabis und ausgehängten Stabis.
Was habe ich aus dem Training mitgenommen:
1) Ein Beifahrer ist eigentlich unverzichtbar, wenn er nicht spottet, kann er zumindest aus dem Fenster schauen und dem Fahrer sagen, wie weit das rechte Rad vom Felsen, Baum oder Abgrund entfernt ist. Und das macht ihm sogar noch mehr Spaß, als die ganze Zeit am Handy zu spielen.
2) Alleine fahren ist doof, mit zwei Autos kann man auch mal rausgezogen werden, wo man alleine keine Chance mehr hat.
3) Differenzialsperren sind gar nicht zwingend notwendig. @alex sagte mir Samstagabend, dass er den ganzen Tag ohne Sperren gefahren ist.
4) Das Problem ist fast immer hinter dem Lenkrad, der Wagen kann mehr, als man ihm zutraut.
5) Eine schlechte oder gar keine Linie oder auch massive Selbstüberschätzung können aber jeden Jeep dazu bringen, umzukippen, physikalische Gesetze kann auch der beste Jeep nicht umgehen. Vor dem Fahren ist Aussteigen und die Situation und die Linie zu analysieren Pflicht. „Wird schon so gehen“ zeigt einfach wieder, wo das Problem sitzt (siehe 4).
6) Höherlagen ist eigentlich Pflicht, 2-2,5 Zoll können einen Riesenunterschied machen. Ein höhergelegtes Auto erhöht den Rampenwinkel. Selbst mein Sohn sagt, dass wir den Dicken höherlegen müssen. Bisher war er dagegen, da dann meine 1,60 m große Gattin noch mehr Probleme beim Einsteigen hat (=> Bawarrion PowerSlides??).
7) Die Berechtigung der Parkbank vor dem Auto muss noch mal grundsätzlich überdacht werden. Wenn die TÜV-konformen Alternativen nicht so irre teuer wären, wäre das recht schnell entschieden. Winde geht zwar an Original und Alternative, was die Argumente pro Alternative wieder verringert. Aber schön ist die Parkbank nicht wirklich, weder mit noch ohne Winde
Das Aushängen der Stabis hält die Reifen länger am Boden und macht bessere Fotos möglich. Also her mit den Quick-Disconnects.
Fazit: Rundum gelungen, nur zu empfehlen. Preislich selbst mit Jahresbeitrag nicht zu toppen. Selbst als Nicht-Mitglied für 299 € noch preiswert, da mit 1 Mittag-, zwei Abendessen mit je einem Getränk.
Nächste Schritte: Höherlegen, dann Winde oder Sperren und nächstes Jahr beim Fortgeschrittenen Training mitmachen.
Wer also noch überlegt, ob ein Offroad-Training etwas für sie/ihn selber ist: JA. Dadurch, dass ihr darüber nachdenkt, zeigt ihr, dass ihr den Jeep nicht als Eisdielenposer gekauft habt. Egal, was ihr für einen Jeep fahrt, beim JCD Training haben die Trainer die Erfahrung für eure Baureihe und können euch zeigen, was geht und bis wohin ihr gehen könnt. Und das zu wissen, fühlt sich gut an.
Viele Grüße, Roland
Mein Wrangler: JLU Sahara MY 19, schwarz, 2,5" AEV FW, Nerf Steps, JKS Quicker Disconnects, 285/75R17 Yokohama Geolandar AT G015 auf 17" Rubifelge, Bestop Sunrider, Bawarrion AHK, Onboard Kompressor und Tazer JL