Aüßerlichkeiten
Rein äußerlich nicht wirklich auf den ersten Blick als PHEV zu erkennen, einzig die blau eingefassten Schriftzüge werden Insidern verraten, um was es sich hier handelt. Der erste prüfende Blick ging gleich mal unters Auto, weil durch die Probefahrt mit einem Mitbewerber aus Köln dort Unvermutetes zu Tage kam, was einem Techniker wie mir ernste Sorgenfalten auf die Stirn getrieben hat. Beim Jeep sieht das Ganze auf jeden Fall deutlich aufgeräumter aus, da hängt nichts gefährlich weit herunter, das Batterie-Pack ist durch stabil wirkende Skid-Plates geschützt. Letztendlich hat der Compass nur einen guten Zentimeter an Bodenfreiheit eingebüßt, das ist verschmerzbar. Leider hat es Jeep nicht für nötig gehalten, der 2020er Neuerscheinung eine zeitgemäße Front mit LED-Leucht zu verpassen, statt dessen gibt es wieder nur TFL im Teelicht-Style. Eigentlich heutzutage ein No-Go, das wird noch für reichlich Unmut bei der Kundschaft sorgen.
Die inneren Werte
Weiter gings zum Kofferraum, bei Hybriden auch immer ein Thema, wo Einschränkungen zu erwarten sind. So lange der Ladeboden in der obersten Stellung eingelegt ist, besteht keinerlei Unterschied zu den reinen Verbrennern, da sieht schon mal gut aus. Es fällt aber sofort auf, dass der Boden nicht die volle Breite des Kofferraums einnimmt. Senkt man den Boden ab, bleibt recht sein Teil stehen, auf dem Warnaufkleber anzeigen, dass da was mit Strom dahinter ist. Der "Keller" ist als ein gutes Stück kleiner geworden, ein Reserverad soll da aber trotzdem noch reinpassen.
Im Innenraum sieht auch alles soweit Vertraut aus, alles was man bereits vom Compass kennt, findet sich auch im PHEV wieder. Das gilt, leider, auch für die von größeren Personen oft zu Recht kritisierten Kopfstützen, die einem herb ins Genick drücken können. Schade, dass die Klagen der Kundschaft in Turin kein Gehör gefunden haben.
Tech-Check
Drückt man den Start-Knopf, erwacht ein neues Instrumenten-Cluster zum Leben, mit dem man sich genauer befassen muss. Aber zuvor muss man, bevor der Blick auf das neue Zental-Display freigegeben wird, immer noch leidlich von Hand die Parksensoren abschalten. Dass dies nach drei Jahren Bauzeit des Compass immer noch so ist, kann man den Ingenieuren aus Bella Italia bei aller Liebe zur Marke einfach nicht mehr verzeihen, das ist einfach Murks und hätte schon lange abgestellt werden müssen, zumal dies durch eine einfache Software-Korrektur möglich wäre. Ist das Cockpit erst mal zugänglich tut sich eine komplett neue Welt auf. Einen analogen Tacho gibt es nicht mehr, der musste einer Leistungsanzeige für das Hybrid-System weichen. Im zentralen 7"-Zoll Display sind erst mal alle bekannten Seiten vorhanden, dazu lassen sich noch unzählige Verbrauchs-Informationen abrufen. Diese sind dann jeweils gleich doppelt ausgeführt, grün für Strom, blau für Benzin. Teilweise wirken die Seiten mit dem Farben-Spiel überfrachtet, Fahrer der alten Schule werden mit Sicherheit die Krise kriegen. Man muss schon ein gehöriges Maß an Technik-Affinität mitbringen, um das zu mögen. Das 8,4er Uconnect wirkt dann dafür erst mal wieder wie ein alter bekannter, aber der Schein trügt. Was sich jetzt genau dahinter verbirgt, lässt sich auf die Schnelle erst mal nicht klären. Es sieht noch nicht wie das neue 5c aus, aber das 4c ist es definitiv auch nicht mehr. Irgendwie erkennt man gewisse Ähnlichkeiten mit dem Uconnect aus dem Tipo, was besonders beim Einschalten des Navis deutlich wird. Es begrüßt einem ein blauer Balken auf dem TomTom zu lesen ist, das alte Panasonic-Navi ist also Gott sei Dank rausgeflogen. Sofort ging dann mein erster Gedanke dahin, dass das Navi hoffentlich nicht mehr bei jedem Start mit Lautstärke 15 losbrüllt. Meine Hoffnungen scheinen tatsächlich erfüllt worden zu sein, dieses tägliche Übel endlich loswerden zu können. Ganz neu ist auch eine App "Hybrid Pages", die einem allerlei Sinniges und Unsinnges, sowie Statistiken anzeigt. Da muss man sich mal an einem langen Winterabend mit befassen. Versprochen werden noch viele Apps, die aber Stand heute nch nicht existieren. Das lässt bekanntermaßen nichts Gutes erahnen, als Besitzer eines frühen Compass ist man da von FCA schon zu oft enttäuscht worden. Abschließend sei noch zu erwähnen, dass die im Renegade schon lange serienmäßig vorhandene Verkehrszeichenerkennung immer noch nicht im Compass zu finden ist. Auch dafür wird FCA noch reichlich Kritik einstecken müssen, das ist einfach Stand der Technik.
Fahreindrücke
Nun geht es ans Eingemachte. Zu allererst mal das gänzliche Neue: Man stellt den Fuß auf die Bremse und drückt den Startknopf - Totenstille. Es gibt aber links unten im Cockpit dzent versteckt das Wort "READY", was einem die Vermutung nimmt, es handelt sich um einem kompletten System-Absturz. Das Auto ist wirklich ready und mit dem Schalthebel auf P tut sich tatsächlich was. Das es im EV-Modus gräuschlos zur Sache geht, war zu erwarten, aber auch wenn der 1,3er Benzinmotor dazuschaltet herrscht eine erfreuliche Ruhe im Auto. Das ist man als Diesel-Fahrer nicht mehr gewohnt. Man fühlt sich sofort wohl dabei und möchte es nicht mehr hergeben. Bei Fahrt-Antritt waren noch 25% Akku-Ladung drin also ging erst mal rein elektrisch los. Und zwar so lange, bis der Akku bis auf 2% runter war. Ob das jetzt clever war, darüber kann man sich mit Sicherheit streiten, denn bei Durchfahrt der nächsten Stadt, wo der EV-Modus richtig Sinn gemacht hätte, war kein Strom mehr da. Das kenne ich von den Toyota-Hybriden anders, die Haushalten mit dem Strom in der Batterie irgendwie besser. Nun gut, von da an ging es im reinen Hybrid-Modus weiter, heißt, Strom gibt es nur noch, wenn man sich den durch Rekuperation auch selbst produziert. Damit das einigermaßen sinnig klappt, muss mein seine Fahrweise doch tiefgreifend umstellen. Da kam mir die Erfahrung im Umgang mit dem Vollhybriden zugute, hier lernt man sehr schnell, was mit "Lift & Coast" alles an Energie produziert werden kann. Ich denke, Jeep wird noch einige Updates benötigen, um den Energiehaushalt zu optimieren. Die Perfektion von 20 Jahren Hybrid-Erfahrung kann und darf man da beim ersten Schuß einfach noch nicht erwarten. Unterm Strich ist es aber doch erfreulich, wie weit die Italiener mit den ersten Gehversuchen schon gekommen sind. Das macht Mut auf mehr. Im reinen Hybrid-Modus hat sich der Verbrauch dann bei rund 5,5 L/100km eingependelt. Das ist in dem frühen Stadium schon mal ein beachtlicher Wert, bei konsequenter Weiterentwicklung sind da nach meiner Erfahrung mit dem Toyota noch Werte unter 5 Liter auf Hundert drin. Was ich natürlich auch noch ausprobieren musste, ist der Durchzug bei Abruf der max. Leistung aus beiden Motoren. Irgendwie macht das bei einem E-Antrieb immer noch am meisten Spaß - (wer mal einen Tesla gefahren hat, weiß was ich meine). Und ich kann euch sagen, der Jeep kann es auch richtig fliegen lassen. Die bekommst du ein Grinsen ins Gesicht, das sonst nur SRT-Fahrer kennen.
Heute hing der 4xe den Tag über an der Steckdose, bevor es nachher zurück zu Kummich nach Ansbach geht. Mal sehen, was mit voller Batterie passiert. Erwähnen muss ich hier aber gleich, dass die von Jeep versprochene Ladezeit an einer Haushalts-Steckdose von unter 4 Stunden völliger Unfug sind. In Realität waren es 7 Stunden.
To be continued.......