Erfahrungen mit dem Trailhawk – auch im Vergleich zum Cherokee Night Eagle 2015
Vor ca. 5 Monaten habe ich von meinem schwarzen Night Eagle auf einen Trailhawk in
Granite Crystal gewechselt. Der Trailhawk ist ein 2019er Facelift-Model mit dem 2.0 Turbomotor.
Da ich mit dem Night Eagle sehr zufrieden war, werde ich ihn hier immer wieder als Vergleich
heranziehen. (Der einzige Defekt in 4 Jahren war ein kaputter Öldruckschalter beim 2.2 Diesel)
Die Entscheidung für den Trailhawk fiel aus dem Bauch heraus, wobei der Wechsel zu einem
Benziner gesetzt war. Letztendlich war die „bullige“ Optik, die sehr gute Ausstattung und ein
gutes Angebot vom „Freundlichen“ ausschlaggebend für den Trailhawk.
Also, kommen wir gleich zum wichtigsten Unterscheidungsmerkmal – dem Motor.
In den von mir vorab herangezogenen Testberichten zum 2.0 Turbo war allgemein nur Gutes
über den Motor zu lesen, bzw. zu hören.
Der Turbomotor hat in allen Lebenslagen ausreichend Kraft, um die 2 Tonnen des Trailhawk
ziemlich zügig und leichtfüßig vom Fleck zu bewegen. Die Fahrleistungen sind für einen recht
hochbeinigen Geländewagen mit AT Bereifung mehr als ausreichend.
Wer es austestet wird bei 183 Km/h (Tacho) sanft abgeregelt, wobei der Motor die 2-Tonnen
schwere Schrankwand zu diesem Zeitpunkt noch relativ kräftig beschleunigt.
Also meiner Meinung nach ist der Turbomotor gut gelungen! Jetzt kommt das ABER:
Das Zusammenspiel zwischen Motor und 9-Gang Getriebe hat beim 2.2 deutlich besser
funktioniert. Hier war das Ganze eine recht entspannte Angelegenheit.
Beim 2.0 ist das manchmal etwas nervöser, manchmal sogar etwas hektisch. Dies ist natürlich auch
darauf zurück zu führen, dass der Benziner deutlich bissiger zu Werke geht als der Selbstzünder.
Beim Rausbeschleunigen aus langsamen Kurven kann sich das Getriebe nicht so recht
entscheiden, welcher Gang gerade der Richtige ist.
Den Neunten Gang ignoriert der Wagen ziemlich hartnäckig, auch bei Geschwindigkeiten über
130 Km/h, wo es ja Verbrauchstechnisch schon Sinn machen würde. Wenn man den Neunten
manuell einlegt und zurück auf Automatik geht schaltet das Getriebe sofort zurück in den 8ten.
Kommen wir jetzt zum einzigen Punkt am Trailhawk der mich wirklich nervt und der auch schon
zu gefährlichen Situationen geführt hat:
Stell dir vor du rollst mit deinem Fahrzeug auf eine Kreuzung oder einen Kreisverkehr zu.
Du siehst es gibt eine Lücke und du willst da noch kurz „einfädeln“.
Du gehst leicht aufs Gas und es passiert – nichts. Inzwischen ist es fast zu spät zum Bremsen
und du gibst noch mehr Gas. Jetzt schaltet das 9-AT ein oder zwei Gänge zurück – dann kommt
erst noch eine Gedenksekunde und dann preschen die 2 Tonnen wie blöd in die Kreuzung oder in den Kreisverkehr.
Du fühlst dich wie ein Fahranfänger, dein Puls ist kurzfristig enorm angestiegen, du erntest evtl. Gehupe
und Kopfschütteln und wirst zukünftig wohl lieber erst mal anhalten und auf eine größere
Lücke Warten, auch wenn es noch so verlockend ist, die kleine Lücke mit deinen 272 Pferden auszufüllen.
Ob das jetzt eine Anfahrschwäche, ein Turboloch, ein Getriebeproblem oder ein Softwareproblem
ist kann ich nicht sagen – aber ich weiß dass es Kacke ist.
(Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen? Gibt es eventuell ein Update)
Kommen wir zum Thema Kraftstoffverbrauch. Nachdem ich mit meinen 2.2 dauerhaft unter
7 L/Diesel gelegen war, hatte ich mir vorgenommen den Trailhawk mit dauerhaft unter 10L/Super
zu bewegen.
Nach zwischenzeitlich über 6000 Km sieht es so aus als würde sich mein persönlicher
Durchschnittsverbrauch bei etwa 10,5L einpendeln (nachgetankt).
Der Bordcomputer errechnet dabei ca. 10,0L.
Alles in allem trotzdem ein vertretbarer Wert, wenn man das Gewicht, den Luftwiederstand,
die AT Reifen usw. in die Rechnung mit einbezieht.
Da wir gerade bei den Reifen sind. Die Originalen Geolandar habe ich bereits am 3. Tag
durch Cooper Discoverer AT3 ersetzt, welche sich bis jetzt ganz beachtlich schlagen.
Die Gründe dafür waren die bessere Optik der AT Reifen und das Einsparen des jährlich
zweimaligen Wechseln, von Sommer- auf Winterreifen und zurück.
Die Cooper 4S sind Ganzjahresreifen mit Schneeflockensymbol.
Die Verarbeitungsqualität im Innenraum würde ich als gut bis sehr gut beurteilen.
Die Verarbeitungsqualität außen ist gegenüber dem Night Eagle deutlich besser geworden.
Vor allem die Kunststoffteile sind viel passgenauer und deutlich solider befestigt.
Eigentlich habe ich allgemein immer das Gefühl in einem sehr soliden KFZ unterwegs zu sein.
Ein Kritikpunkt wäre für mich noch das auf 12.000 km reduzierte Ölwechselintervall.
Da ich normalerweise (ohne Corona) ca 18.000 im Jahr fahre bedeutet dies einen unterjährigen
Werkstattaufenthalt, natürlich auch in Verbindung mit höheren Kosten.
(Mein Alfa 159 TBI mit 1.8 Turbo-Benziner hatte 2 Jahre / 35.000km ???)
Bei zwei „kleineren“ Geländeausflügen bisher konnte ich mir ansatzweise ein Bild machen,
was dieses Fahrzeug offroad zu leisten vermag. Diesbezüglich werde ich in nächster Zeit
auf jeden Fall noch mehr Erfahrungen sammeln wollen
Kommen wir zu einem kleinen Fazit:
Das Ganze hört sich jetzt vielleicht etwas negativ an. So ist es aber auf keinen Fall gemeint.
Es gibt wirklich sehr viele positive Punkte an dem Fahrzeug, die in meinen Ausführungen etwas
zu kurz gekommen sind.
Im Schwabenländle sagt man: „Net gschompfa isch globt gnuag“(alles klar?)
Der Cherokee ist ein tolles, vielfach unterschätztes Auto. Dies habe ich in den letzten Jahren
mit meinem Night Eagle bereits feststellen können.
Mit dem Trailhawk ist mir das nochmal viel stärker bewußt geworden.
Klar, 53 K€ die im Prospekt stehen sind kein Pappenstiel. Wenn man jedoch für eine Tageszulassung
mit etwas Verhandlungsgeschick über 20% Nachlass erhält relativiert sich
der Preis für diesen sehr gut ausgestattete "Geländewagen zur Personenbeförderung".
(steht so im Fahrzeugbrief)
Abgesehen von oben beschriebenen Eigenheiten (welche man kennen muss und dann darauf
Reagieren kann) ist alles Andere bis jetzt wirklich klasse und ich habe den Kauf noch keinen
Moment bereut.
Schon den „normalen“ Cherokee bekommt man ja nicht an jeder Straßenecke zu sehen.
Einen KL Trailhawk habe ich dieses Jahr noch gar nicht auf der Straße gesehen, und das liebe
ich an ihm ganz besonders.
Ich fahre gerne mit meinem Cherokee und habe dabei ein gutes und sicheres Gefühl – und das zählt.
Viele Grüße, Tom
Mein Cherokee: Trailhawk 2.0 in Granite Crystal, Pirelli Scorpion AT plus, Vorne 2x15mm, hinten 2x20mm, Travall Hundegitter, Thule Wing Bar Edge